© Christoph Schulze
Compact-Magazin
Das Compact-Magazin ist eine extrem rechte, verschwörungsideologische Zeitschrift, die von der Compact-Magazin GmbH mit Sitz in Werder (Havel) herausgegeben und verlegt wird. Der Redaktionssitz ist Berlin.
Der Chefredakteur der Zeitschrift und Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Jürgen Elsässer. Gegründet wurde das Magazin im Jahr 2010, es erscheint seitdem monatlich. Zuvor war bereits eine Buchreihe unter gleichem Namen im Kai-Homilius-Verlag herausgegeben worden. Der Verlagseigentümer Homilius war an der Gründung der Zeitschrift beteiligt und ist heute Chef der Compact-Magazin GmbH.
Die Auflage von Compact liegt laut eigenen Angaben bei 72.500 gedruckten Exemplaren. Dies lässt sich nicht unabhängig prüfen, eine hohe Verbreitung erscheint aber aufgrund der Tatsache, dass das Magazin bundesweit im Zeitschriftenhandel erhältlich ist, als plausibel. Ergänzend erscheinen mehrere Print-Reihen wie Compact-Edition. Mit Compact-TV existiert ein eigenes Internet-Streaming-Portal.
Seit 2012 werden zudem jährlich sogenannte Souveränitäts-Konferenzen veranstaltet. Unter dem Titel Compact-Live finden unregelmäßig Saalveranstaltungen statt.
„Querfront“
Compact verortet sich selbst „nicht links und nicht rechts, sondern vorn“. In den Medien und in der Forschung wird das Magazin häufig als „Querfront“-Projekt charakterisiert, das auf eine Überwindung der politischen Kategorien „links“ und „rechts“ zugunsten einer nationalistischen Mobilisierung hinarbeite. Eine dauerhafte Einflussnahme auf Diskurse bis hinein in das linke politische Spektrum ist jedoch nicht erkennbar.
Prägend für den Stil und die Sprache der Zeitschrift ist eine verschwörungsideologische Weltsicht. Regelmäßig vermuten Autorinnen und Autoren hinter politischen Ereignissen Intrigen und fremde Interessen. So sieht Compact in den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) das Werk von Geheimdiensten und entpolitisiert so die Vernichtungsideologie des Neonazismus. Das Magazin forderte deshalb die Freilassung der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe.
Bereits der Untertitel des Hefts „Magazin für Souveränität“ verweist darauf, dass Deutschland in der Deutung von Compact kein souveräner Staat, sondern fremdbestimmt sei. Antisemitische Ressentiments tauchen im Heft immer wieder auf.
Antisemitische Verschwörungstheorien
Compact zeichnet das Bild eines von wenigen einflussreichen Personen gelenkten Kapitalismus, die häufig an der US-amerikanischen Ostküste ausgemacht werden. Politikerinnen und Politiker weltweit würden ihr Handeln diesen machtvollen Personen unterwerfen. Damit beschwört Compact das antisemitische Bild einer Weltverschwörung. Dieses funktioniert auch ohne die explizite Nennung von Jüdinnen und Juden. Im Zusammenhang mit dem Antisemitismus finden sich auch antiamerikanische Deutungen. Diese können teilweise sogar den sonst in der extremen Rechten weit verbreiteten antimuslimischen Rassismus überlagern, etwa wenn US-Geheimdienste als die wahren Verantwortlichen hinter der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet werden.
Eine ablehnende Haltung formuliert das Blatt gegenüber staatlicher Gleichstellungspolitik, Feminismus und Homosexualität. Betont positiv bezieht man sich auf die traditionelle heterosexuelle Kleinfamilie. Hinter gendersensiblen Lehrkonzepten für den Schulunterricht sieht das Magazin eine „Homo-Lobby“, die gezielt versuche, Geschlechterrollen zu destabilisieren.
Auch bei den Themen Flucht und Migration zeigt sich das rechte Profil von Compact. Bereits in der ersten Ausgabe 2010 wünschte man sich den aufgrund islamfeindlicher Aussagen bekannt gewordenen SPD-Politiker Thilo Sarrazin zum Bundeskanzler. Seit dem vermehrten Aufkommen asylfeindlicher Proteste im Jahr 2014 haben entsprechende Positionen im Magazin noch zugenommen. Hinter internationalen Fluchtbewegungen vermutet Compact eine gesteuerte Maßnahme. Durch Verwendung von Metaphern wie „Flut“ und einer entsprechenden Bildsprache auf Titelseiten werden Asylsuchende als Gefahr dargestellt. Themen wie sexualisierte Gewalt oder islamistischer Terror werden ausschließlich als Problem der Einwanderungsgesellschaft beschrieben.
Hausblatt der Rechtspopulisten
Auffällig ist zudem eine ausgeprägte Anti-Establishment-Rhetorik, welche sich an einer vereinfachten Gegenüberstellung „Volk gegen Eliten“ orientiert. Während Compact sich selbst als Gegenöffentlichkeit inszeniert, werden etablierte Medien als „Lügenpresse“ diffamiert, sobald deren Positionen von der eigenen abweichen. Die Konferenzen für Souveränität, auf denen Akteure extrem rechter Organisationen aus dem In- und Ausland auftreten, werden in der Regel gemeinsam mit dem Institut de la Démocratie et de la Coopération aus Paris organisiert. Dieses gilt als kremlnaher Thinktank. Auch die Berichterstattung des Magazins selbst ist überaus Putin-freundlich.
Aufgrund der hohen Verbreitung kommt Compact bei der Vermittlung anti-egalitärer Inhalte eine wichtige Rolle zu, nicht nur aufgrund der redaktionellen Beiträge. Das Blatt dient zum einen als Werbeträger, zum anderen wird Personen aus verschiedenen rechten Zusammenhängen in Interviews oder als Autorinnen und Autoren ein Podium geboten.
Eine Schwerpunktausgabe des Hefts widmete sich der extrem rechten Identitären Bewegung (IB). Mit Martin Sellner schreibt ein führender IB-Kader aus Wien regelmäßig eine Kolumne. Werbeanzeigen im Magazin schalten beispielsweise die rechtskonservative Preußische Allgemeine Zeitung, der rechts-esoterische Kopp-Verlag und die Kampagnenplattform Ein Prozent. Diese wurde unter anderem von Götz Kubitschek, dem Mitbegründer des neurechten Thinktanks Institut für Staatspolitik, ins Leben gerufen, um rechte Initiativen zu unterstützen. Jürgen Elsässer gilt als einer der bekanntesten Unterstützer dieses Projekts.
Regelmäßig mit Anzeigen und Artikeln vertreten ist auch die AfD. Inhaltlich steht Compact dem völkischen Parteiflügel um Björn Höcke nahe. Seit 2013 wirbt das Heft mit dem Slogan „Mut zur Wahrheit“, welcher ebenfalls das Motto der AfD ist.
Neben der publizistischen Tätigkeit trat Compact-Chefredakteur Elsässer als Redner bei verschiedenen rechten Protestveranstaltungen auf. 2014 sprach er auf den „Montagsmahnwachen für den Frieden“, die – anders als die klassische Friedensbewegung – durch verschwörungsideologische und antisemitische Inhalte geprägt waren. Nachdem Elsässer gewaltsame Ausschreitungen bei einer Demonstration der Gruppe Hooligans gegen Salafisten im Oktober 2014 in Köln verteidigt hatte, war er bei den Mahnwachen nicht mehr erwünscht. Später stand Elsässer mehrfach als Redner bei Pegida-Demonstrationen auf der Bühne.